Gaza-Film mit echten Todesrufen erschüttert Venedig

upday.com 10 godzin temu
Szene aus dem Film - die Schauspieler verkörpern Hilfskräfte des Roten Halbmonds. Juan Sarmiento G./Filmfestspiele Venedig/dpa

Ein von Brad Pitt und Joaquin Phoenix mitproduziertes Dokudrama über ein getötetes palästinensisches Mädchen hat bei den Filmfestspielen von Venedig große Aufmerksamkeit erregt. «The Voice of Hind Rajab» der tunesischen Regisseurin Kaouther Ben Hania feierte am Mittwoch im Wettbewerb Premiere.

Das Dokudrama schildert die letzten Lebensstunden des palästinensischen Mädchens Hind Rajab im Gazastreifen. Sie starb im Januar 2024, als ihre Familie aus der Stadt Gaza zu fliehen versuchte.

Der Film und mehrere unabhängige Untersuchungen legen nahe, dass Hind Rajab und Teile ihrer Familie von israelischen Streitkräften getötet wurden. Das israelische Militär bestreitet jedoch, den Angriff durchgeführt zu haben, und erklärte, es hätten sich zu der Zeit keine Truppen vor Ort befunden.

Echte Aufnahmen als dramaturgisches Element

Ein zentrales Element des Films bildet nach Angaben der Regisseurin ein authentischer Telefonmitschnitt. Das Mädchen saß im bereits beschossenen Fahrzeug zwischen getöteten Familienmitgliedern fest und führte rund drei Stunden lang verzweifelte Telefonate mit Freiwilligen des Palästinensischen Roten Halbmonds.

Die Rettungskräfte machten sich nach stundenlanger Koordination auf den Weg zu Hind Rajab. Sie wurden jedoch auf ihrem Weg selbst getötet, woraufhin die Verbindung zu dem Mädchen abbrach.

Hind Rajab wurde zwölf Tage später gemeinsam mit ihrer Familie und den Sanitätern tot geborgen. Die tragischen Ereignisse bilden das narrative Herzstück des Dokumentarfilms.

Kontroverse um weitere Festival-Beiträge

Der Gaza-Krieg beeinflusste am Mittwoch auch andere Festivalprogrammpunkte. Nach der «Hind Rajab»-Premiere stand die Vorführung von «In The Hand of Dante» an - ein historischer Krimi des jüdischen US-Regisseurs Julian Schnabel.

Zwei Hauptdarsteller, die Israelin Gal Gadot und der Brite Gerard Butler, waren vor Festivalbeginn von propalästinensischen Aktivisten angefeindet worden, die ihre Ausladung forderten. Gadot hatte sich nach dem Hamas-Terrorangriff solidarisch mit israelischen Opfern erklärt und die Freilassung der Geiseln gefordert.

Butler hatte sich in der Vergangenheit öffentlich zu Israel bekannt. Beide Schauspieler wurden nicht in Venedig erwartet, ihr Management äußerte sich nicht zu den Vorwürfen.

Regisseur verteidigt Künstlerfreiheit

Regisseur Julian Schnabel verteidigte seine Besetzungsentscheidungen vor der Premiere. «Ich denke, es gibt keinen Grund, Künstler zu boykottieren», sagte er. «Ich habe diese Schauspieler wegen ihrer schauspielerischen Leistung ausgewählt, und sie haben in dem Film Außergewöhnliches geleistet.»

Zu dem «Hind Rajab»-Film und der Gaza-Debatte auf dem Festival wollte sich Schnabel auf Nachfrage nicht äußern. Die Kontroverse verdeutlicht, wie der Nahost-Konflikt auch kulturelle Veranstaltungen überschattet.

Politische Statements des Filmteams

Das Team von «The Voice of Hind Rajab» nutzte die Pressekonferenz für deutliche politische Botschaften. «Genug von diesem Völkermord», erklärte Regisseurin Kaouther Ben Hania.

Auch mehrere Schauspieler warfen Israel vor, im Kampf gegen die Hamas im Gazastreifen einen Genozid zu begehen. Den Genozid-Vorwurf weisen Israel und auch die deutsche Regierung zurück.

Der Begriff Völkermord bezeichnet laut UN-Konvention die Absicht, eine Bevölkerungsgruppe zu vernichten. Israel strebt nach eigenem Bekunden die Zerschlagung der islamistischen Terrororganisation Hamas an, nicht jedoch die Zerstörung des palästinensischen Volkes.

Hintergrund zum Gaza-Konflikt

Auslöser des Gaza-Krieges war der Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023. Dabei wurden rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt, darunter auch Kinder.

Israel spricht von Selbstverteidigung nach dem Terrorangriff und hat zugesagt, den Schaden für die Zivilbevölkerung so gering wie möglich halten zu wollen. Die hohe Zahl ziviler Opfer im Gaza-Krieg wird international kritisiert.

(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.

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