Studie räumt mit Bürgergeld-Mythos auf: Arbeiten lohnt sich

upday.com 4 godzin temu
Arbeitsminister Hubertus Heil bei einer Stellungnahme zum Bürgergeld vor Medienvertretern (Symbolbild) (Photo by John MACDOUGALL / AFP) (Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images) Getty Images

Eine neue Studie widerspricht der verbreiteten Annahme, dass sich Arbeit für Bürgergeld-Bezieher nicht mehr lohnt. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt vielmehr das Gegenteil: Vollzeitbeschäftigte mit Mindestlohn haben «überall in Deutschland und unabhängig von der Haushaltskonstellation» deutlich mehr Geld zur Verfügung als Bürgergeld-Empfänger.

Die konkreten Zahlen belegen erhebliche Unterschiede. Singles, die in Vollzeit zum Mindestlohn arbeiten, haben im Durchschnitt 557 Euro pro Monat mehr als mit Bürgergeld. Alleinerziehende mit einem fünfjährigen Kind verfügen sogar über 749 Euro mehr.

Bei Paaren mit zwei Kindern und einem Vollzeitbeschäftigten beträgt der Vorteil 660 Euro monatlich. In die Berechnungen flossen auch andere Sozialleistungen wie Wohngeld und Kinderzuschlag ein, die Geringverdiener ohne Bürgergeld unterstützen.

Regionale Unterschiede durch Mietkosten

Die Vorteile variieren je nach Region erheblich. Im teuren Landkreis München fällt der Lohnabstand bei Singles mit 379 Euro am geringsten aus, während er in Nordhausen mit 662 Euro am größten ist. Grund sind die unterschiedlichen Mietniveaus in den Regionen.

Nach ZEIT-Angaben zeigt auch das Saarland deutliche regionale Schwankungen: Singles haben dort durchschnittlich 565 Euro mehr, wobei die Spanne zwischen Saarbrücken (555 Euro) und St. Wendel (620 Euro) variiert.

Eine detaillierte Beispielrechnung verdeutlicht die Kalkulationsbasis: Ein alleinstehender Mindestlohnarbeiter verdient 2.121,58 Euro brutto und erhält nach Abzügen 1.546 Euro netto plus 26 Euro Wohngeld. Demgegenüber stehen 1.015 Euro Bürgergeld insgesamt.

WSI-Direktorin verteidigt Ergebnisse

WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch (49) verteidigt die Studie gegen anhaltende Kritik. «Aktuell steht das Bürgergeld wieder im Zentrum einer oft polemisch geführten Debatte», sagt sie. «Die Behauptung, sie (die Bürgergeldempfänger) wollten nicht erwerbstätig sein, weil sich mit dem Bürgergeld gut leben lasse, ist sachlich falsch.»

Es sei eine «Unterstellung», dass es sich nicht lohne, erwerbstätig zu sein, weil das Bürgergeld zu hoch sei, erklärt die Wissenschaftlerin weiter.

Wirtschaftsexperten sehen Studie kritisch

Andere renommierte Wirtschaftsinstitute widersprechen den Schlussfolgerungen. Ökonom Andreas Peichl vom ifo-Institut warnte kürzlich: «Es lohnt sich in vielen Fällen nicht, mehr zu arbeiten.» Auch das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) bleibt skeptisch.

IW-Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer (56) kritisiert die Methodik der Studie. «Dass Vollzeit-Arbeitnehmer mehr verfügbares Einkommen haben als Menschen, die ausschließlich vom Bürgergeld leben, beantwortet nicht die Frage, ob sich Arbeit lohnt», erklärt er. Man müsse das zusätzliche Einkommen in Relation zur aufgewendeten Arbeitszeit stellen.

Seine Beispielrechnung für München zeigt das Problem: «Nach Aussage des WSI liegt der Lohnabstand in München-Land bei 379 Euro. Dafür sind 165 Stunden zu arbeiten, sodass sich je Stunde Arbeit ein Einkommenszuwachs von 2,29 Euro ergibt. Das erscheint gegebenenfalls vielen nicht als lohnend genug, zumal mit einer Erwerbstätigkeit auch Kosten (z. B. Fahrtkosten) einhergehen.»

Kritik an Durchschnittswerten

Zusätzlich bemängelt der Experte die Verwendung durchschnittlicher Mietkosten. «Neu ins Bürgergeld kommende Personen weisen vermutlich wesentlich höhere Wohnkosten auf. Es kann sich ja jeder selbst überlegen, wie realistisch es ist, für 472 Euro inkl. Nebenkosten eine Wohnung für eine Person anzumieten», gibt Schäfer zu bedenken.

Das grundsätzliche Problem sieht er in den verschiedenen Arbeitszeit-Konstellationen. «Der Vergleich zwischen ‚keine Arbeit' und ‚Vollzeit' unterschlägt, dass es auch viele Arbeitszeitkonstellationen dazwischen gibt», meint Schäfer. Während sich geringfügige oder Teilzeitbeschäftigung lohne, gelte: «Es lohnt sich aber nur sehr wenig - oder in einigen Konstellationen sogar überhaupt nicht -, seine Arbeitszeit auf Vollzeit auszudehnen.»

Verwendete Quellen: "BILD", "ZEIT" Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.

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