Experten warnen: Psychische Probleme bei Jugendlichen steigen

upday.com 3 godzin temu
Seelische Belastungen und Erkrankungen können schon früh bei Kindern beginnen (Symbolbild) Annette Riedl/dpa

Experten zeichnen ein differenziertes Bild der psychischen Verfassung junger Menschen in Deutschland. Während die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen seelisch stabil bleibt, nehmen behandlungsbedürftige Störungen seit Jahren zu.

Psychotherapeutin Andrea Stippel spricht von einer starken Jugend, die sich insgesamt überwiegend gut mit aktuellen Themen und Herausforderungen auseinandersetzen könne. Psychiater Veit Roessner aus Dresden beobachtet: «Die Mehrheit ist psychisch stabil.» Die Bochumer Psychologin Silvia Schneider ergänzt: «Die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen ist psychisch gesund, wobei das nicht bedeutet, dass alle immer nur happy und glücklich sind.»

Dennoch verzeichnen Fachleute einen besorgniserregenden Trend. Der Anteil der Heranwachsenden mit seelischen Problemen steigt kontinuierlich an, besonders seit der Pandemie-Phase. Etwa ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen entwickelt im Lebensverlauf behandlungsbedürftige psychische Störungen.

Merkmale seelischer Gesundheit

Seelisch gesunde junge Menschen verfügen über spezielle Fähigkeiten für ein aktives Leben. Roessner, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Dresden, beschreibt diese als «emotionale Kompetenzen wie das Wahrnehmen, Ausdrücken und Regulieren von Gefühlen, ein stabiles Selbstwertgefühl sowie das Vertrauen in die eigene Wirksamkeit».

Nach Belastungen finden diese Kinder wieder ins Gleichgewicht. Sie zeigen Empathie, können Freundschaften schließen und Konflikte lösen sowie bewältigen ihren Alltag erfolgreich. Therapeutin Schneider fügt hinzu: «Ein seelisch gesundes Kind fühlt sich akzeptiert und sozial verbunden, lernt mit Krisen umzugehen und hat die Gabe, mit einer gewissen Anpassungsfähigkeit gut mit unterschiedlichen Lebensumständen umzugehen und eine Balance zu finden zwischen Freude, aber auch Annehmen und Überwinden von Trauer.»

Entscheidende Einflussfaktoren

Mehrere Faktoren bestimmen die psychische Entwicklung junger Menschen. Stabile Bindungen, ein unterstützendes und gewaltfreies familiäres Umfeld sowie materielle Sicherheit bilden wichtige Grundlagen. Soziale Teilhabe und ein positives Umfeld vervollständigen diese Basis.

Roessner betont jedoch das komplexe Zusammenspiel verschiedener Komponenten: «Seelische Gesundheit entsteht im Zusammenspiel von genetischen Voraussetzungen, individuellen Ressourcen und förderlichen Umweltbedingungen.» Besonders problematisch wird es, wenn Eltern selbst unter psychischen Belastungen leiden und ihren Kindern daher keine stabilen Bedingungen bieten können.

Kritische Entwicklungsphase

Die frühen Lebensjahre prägen die spätere psychische Gesundheit entscheidend. Schneider erläutert: «Psychische Gesundheit - oder eben auch psychische Störungen - werden in Kindheit und Jugend angelegt.» Wer bis zum 25. Lebensjahr keine psychische Störung entwickelt, bleibt sehr wahrscheinlich auch im Erwachsenenalter davon verschont.

Fallen Kinder aus einem gesunden Entwicklungspfad heraus, entstehen weitreichende Konsequenzen. Schneider warnt: «Wer als Kind oder Jugendlicher psychisch nicht gesund ist, macht auch schlechtere Bildungsabschlüsse und ist dadurch schlechter gewappnet für die Anforderungen des Erwachsenenlebens.»

Häufigste Störungsbilder

Am weitesten verbreitet sind Angststörungen, depressive Störungen, ADHS sowie gestörtes Sozialverhalten bei jungen Menschen. Psychosomatische Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen können erste Hinweise darstellen. Meist treffen mehrere Risikofaktoren wie Leistungsdruck, Mobbing oder soziale Isolation zusammen.

Die Anfälligkeit in dieser Lebensphase erklärt Roessner mit den umfassenden Veränderungen: «In dieser Lebensphase finden tiefgreifende körperliche, emotionale und kognitive Umstellungen statt, die mit Herausforderungen in der Persönlichkeitsbildung und Identitätsfindung einhergehen.» Auch hormonelle Veränderungen in der Pubertät verstärken diese Verletzlichkeit.

Digitale Herausforderungen

Jugendpsychiaterin Stippel aus Hürth bei Köln identifiziert neue Risiken im digitalen Raum. Sozialisierungsräume hätten sich erheblich ins Internet verlagert, was ohne entsprechende Begleitung problematisch werden könne. Besonders besorgniserregend findet sie die Entwicklung zum sogenannten «Selfblaming» - extreme Selbstkritik und Abwertung.

Jugendliche vergleichen sich ständig mit Bildern aus dem Netz und fühlen sich unzureichend. Stippel erklärt die Folgen: «Und das wirklich Schwierige daran ist, dass sie sich dann aus der Scham heraus auch keine Hilfe holen oder sich sehr schwertun, ihre Belastung zu formulieren.» Die Orientierung an Netz-Vorbildern verdränge oft die individuelle Identitätsentwicklung.

Präventionsansätze

Frühe Intervention und umfassende Unterstützung gelten als Schlüssel zur Verbesserung. Stippel unterstreicht die Bedeutung von Präventionsprojekten und Familienbegleitung durch Erzieherinnen in Kitas und beim Schulübergang. Roessner mahnt den dringenden Ausbau qualitativ gesicherter und gut vernetzter Hilfsangebote an.

Schneider fordert, psychische Gesundheitsförderung bereits ab der Geburt mitzudenken - auch in der Ausbildung von Kita-Mitarbeitenden und Lehrkräften. Ihre zentrale Botschaft lautet: «Dass Kinder seelisch gesund aufwachsen, ist nicht nur eine Aufgabe der Familien, sondern für die gesamte Gesellschaft.»

(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.

Idź do oryginalnego materiału