559 ofiar AZ

wochenblatt.pl 3 godzin temu
Zdjęcie: Verlesen der Namen der bei der Aktion T-4 Getöteten, in der Mitte Kornelia Kurowska von der Kulturgemeinschaft Borussia Foto: Uwe Hahnkamp


In diesem Jahr wird des Endes des Zweiten Weltkriegs gedacht, das inzwischen 80 Jahre zurückliegt. Für Ostpreußen sind das die Tage um den 20. Januar, an dem die Rote Armee in die Region einmarschierte; die Tage der Flucht und der Gräueltaten. Für die Opfer der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager die Tage der Befreiung der Lager, an die am 27. Januar erinnert wird. In gewisser Weise als Verbindung dieser beiden Anlässe fand der Marsch der Erinnerung der Gruppe „Gedenken für Kortau“ am 26. Januar statt.

Michał Woźnica vom Projekt Erinnerungen Kortau
Foto: Uwe Hahnkamp

Die Initiatoren des stillen und friedlichen Marsches von der Gruppe „Gedenken für Kortau“ sind bereits seit einigen Jahren aktiv, um die Leitung und die Studierenden der Ermländisch-Masurischen Universität (UWM) auf die Geschichte des Ortes an dem sie sich befinden, aufmerksam zu machen. Der Campus der UWM, dem in Polen der Ruf vorauseilt, der schönste im Land zu sein, liegt nämlich zu einem großen Teil auf dem Gelände der ehemaligen Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Kortau. Diese psychiatrische Einrichtung lag vor den Toren Allensteins – heute gehört das Gebiet als Stadtteil Kortowo zur Stadt.

Start an der Universitätskirche in Kortau
Foto: Uwe Hahnkamp

Aktion T-4 und Januar-Massaker

Das Wissen um die geschichtlichen Hintergründe des Ortes ist weitgehend unbekannt, und nicht wenige Studierende absolvieren die UWM, ohne jemals etwas darüber erfahren zu haben. Dem wirkt die Gruppe „Gedenken für Kortau“ entgegen; die mit der Kulturgemeinschaft „Borussia“ in Allenstein gemeinsam organisierte Veranstaltung am 26. Januar reiht sich in ihre Bemühungen zur Aufklärung ein.

Marsch unter dem Zeichen des Roten Kreuzes am Universitätsstadion
Foto: Uwe Hahnkamp

Bereits im Rahmen der katholischen Messe zu Anfang der Veranstaltung und vor dem Beginn des Marsches wurde daran erinnert, wem das Gedenken an diesem Tag gelten sollte. „Wir erinnern an die Toten der Aktion T-4, die Opfer der unkoordinierten Flucht beim Einmarsch der Roten Armee und des Massakers der Sowjetsoldaten an den letzten Insassen und dem Personal bei der Liquidierung des Krankenhauses“, fasste es Michał Woźnica als Sprecher der Organisatoren zusammen.

Ökumenische Andacht beim Lapidarium, dem Gedenkort für die Opfer der Aktion T-4
Foto: Uwe Hahnkamp

Unter dem Namen Aktion T-4 wird die systematische Ermordung von Menschen mit körperlicher, geistiger und seelischer Behinderung, die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ oder schönfärberisch „Euthanasie“ durch die Nationalsozialisten in den Jahren 1939 bis 1941 bezeichnet. Sie war gesetzlich und propagandistisch sorgfältig vorbereitet worden und lief auch nach 1941 noch weniger systematisch weiter. Seit Oktober 1939 waren psychiatrische Krankenhäuser angewiesen, Angaben zu bestimmten Patienten auf Meldebögen an die Zentrale der Aktion in der Tiergartenstraße 4 in Berlin (daher T-4) zu melden.

Gedenken über Grenzen hinweg: Der Marsch erinnerte an die Opfer von Krieg und Vernichtung, unabhängig von Nation und Konfession.

Das Hauptkreuz des Lapidariums
Foto: Uwe Hahnkamp

Verlesung der Namen und Appell für das Gedenken

Auch die Leitung der Kortauer Anstalt beteiligte sich an diesen Maßnahmen. Von dort wurden Kranke und Patienten in Richtung Soldau/Działdowo abtransportiert, wo sie getötet wurden. Ob Tötungen auch in Kortau selbst stattgefunden haben, ist laut Historikern noch nicht abschließend geklärt. „Bei manchen Patienten ist als Todesursache ‚Herzstillstand‘ angegeben, das ist ein wenig verdächtig“, fasst Michał Woźnica seine Zweifel in Worte, wichtig ist ihm aber vor allem eine namentliche Erinnerung: „In der Sammlung R179 im Staatsarchiv in Berlin haben wir die Namen von 559 Opfern unterschiedlicher Nationalitäten und verschiedenen Bekenntnisses gefunden.“

Verlesen der Namen der bei der Aktion T-4 Getöteten, in der Mitte Kornelia Kurowska von der Kulturgemeinschaft Borussia
Foto: Uwe Hahnkamp

Wichtig war den Organisatoren daher auch, ein Nationen und Konfessionen übergreifendes Gedenken am 26. Januar – in Stille, ohne Transparente, ohne Fahnen, nur unter dem Zeichen des Roten Kreuzes, das die Sowjetsoldaten im Januar 1945 bei ihrer Attacke auf das Kortauer Krankenhaus missachtet hatten. Die Namen der Opfer von Emma Albrecht bis Paul Zweifer wurden auf dem gemeinsamen Marsch laut verlesen. An dem 1997 entstandenen Lapidarium wurde in einer ökumenischen Andacht aller Opfer gedacht. Der Fußmarsch endete an der bis heute erhaltenen Villa des Direktors des Krankenhauses Kortau, der gleichzeitig an der Aktion T-4 beteiligt und am Ende des Krieges selbst Opfer wurde. Dort verlasen die Organisatoren ihr Manifest, ihren Appell an die Leitung der UWM zur namentlichen Erinnerung der erwähnten Toten und zu einer Mitwirkung an der Beschäftigung mit der Geschichte des Ortes, an dem die UWM wirkt. Bedauerlich nur, dass zwar einige Vertreter der kommunalen Selbstverwaltung den Weg nach Kortau gefunden haben, aber kein Repräsentant der Universität.

Die Initiatoren mit ihrem Appell an die Universität
Foto: Uwe Hahnkamp

Uwe Hahnkamp

Idź do oryginalnego materiału