Tadej Pogacar fiel seiner Verlobten Urska Zigart entkräftet und überglücklich in die Arme. Der slowenische Radstar hatte soeben seinen zweiten WM-Titel nach einem spektakulären 66-Kilometer-Soloritt in Ruandas Hauptstadt Kigali geholt. «Ich bin so glücklich, dass ich es geschafft habe. Die Anstiege wurden in jeder Runde härter und härter. Ich musste sehr kämpfen. Die Energie-Reserven gingen zu Ende», sagte der viermalige Tour-de-France-Champion.
Mehr als sechs Stunden lang wurde Pogacar auf den Straßen Ruandas von hunderttausenden Fans frenetisch gefeiert. Der 26-Jährige meisterte die anspruchsvollen 267,5 Kilometer und 5475 Höhenmeter bei etwa 28 Grad in der rund 1500 Meter hoch gelegenen Hauptstadt. Mit über einer Minute Vorsprung vor Remco Evenepoel und dem Iren Ben Healy sicherte sich Pogacar erfolgreich die Revanche für seine Zeitfahr-Pleite gegen den Belgier.
Frühe Entscheidung am Mont Kigali
Am steilen Mont Kigali legte der Slowene bereits den Grundstein für seinen Triumph. Schon 100 Kilometer vor dem Ziel wurde klar, dass das erwartete Duell zwischen Pogacar und dem dreimaligen Zeitfahrweltmeister Evenepoel ausfallen würde. Der künftig für das deutsche Red-Bull-Team fahrende Belgier zeigte erneut Probleme bei langen Anstiegen und verlor wertvollen Boden.
Zunächst entwickelte sich ein spannendes teaminternes Duell zwischen Pogacar und seinem UAE-Teamkollegen Isaac del Toro. Der mexikanische Jungstar, der beim diesjährigen Giro d'Italia mit Platz zwei für Aufsehen sorgte, hielt lange mit seinem Teamkollegen mit. Evenepoel verlor zusätzliche Zeit durch einen Fahrraddefekt und musste genervt auf Ersatz warten.
Knapp 66 Kilometer vor dem Ziel fuhr Pogacar dem entkräfteten del Toro davon und begann seinen entscheidenden Soloritt. «Ich hatte auf eine kleine Gruppe gehofft. Ich war sehr früh alleine wie letztes Jahr und musste mit mir selbst kämpfen», erklärte der Weltmeister. Obwohl Evenepoel überraschend wieder zur Verfolgergruppe aufschloss, blieb der Abstand konstant bei etwa einer Minute.
Kompletter Ausfall für Deutschland
Die deutschen Fahrer erlebten einen Tag zum Vergessen - alle vier Profis stiegen vorzeitig aus. Magenprobleme, die bereits während der Woche mehrere deutsche Radsportler plagten, waren hauptsächlich verantwortlich. Straßenmeister Georg Zimmermann, Jonas Rutsch und Felix Engelhardt schieden bereits vor der Rennhälfte aus.
Marius Mayrhofer fuhr zunächst lange in der Spitzengruppe mit, wurde aber 115 Kilometer vor dem Ziel eingeholt und erreichte ebenfalls nicht das Ziel. Schon Liane Lippert hatte das Mixed-Rennen am Mittwoch wegen Magenproblemen auslassen müssen und berichtete, dass sie sich während des Straßenrennens übergeben musste. Bei den schweren Bedingungen erreichten im Männerrennen nur 30 Fahrer das Ziel.
Medaillenlose WM für Deutschland
Deutschland beendete die historische Afrika-WM ohne Medaille - ein seltener Rückschlag. Seit der Wiedervereinigung 1990 gab es bei Straßen-Weltmeisterschaften immer mindestens eine deutsche Medaille, mit Ausnahme der Corona-Ausgabe 2020. Topstars wie Tour-Dritter Florian Lipowitz und Pogacars Edelhelfer Nils Politt waren aus verschiedenen Gründen daheim geblieben.
Pogacar dürfte die Revanche für seine deutliche Zeitfahr-Pleite vor einer Woche genossen haben - damals war Evenepoel 2:37 Minuten schneller gewesen. «Es war eine unglaubliche Erfahrung und eine erfolgreiche Woche», resümierte der beste Fahrer seiner Generation nach seinem zweiten WM-Titel bei der ersten Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden.
(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.