Ein Haus, das Oberschlesien erleuchtete
Über zwei Jahrzehnte lang war ein privater Hof in Krappitz ein öffentlicher Ort der Wärme, des Lichts und der Begegnung. Heinrich und Eleonore Jaschik, Mitglieder der deutschen Minderheit, öffneten ihr Zuhause jedes Jahr in der Weihnachtszeit für Tausende von Menschen. In diesem Winter endet diese besondere Tradition. Nicht aus Mangel an Ideen – sondern aus Erschöpfung.
Es ist ein gewöhnliches Haus an einer Durchgangsstraße in Krappitz. In der Chrobrystraße 77 befindet sich seit Jahren wahrscheinlich der bekannteste weihnachtliche Treffpunkt der Oppelner Region. Kein Vereinshaus, kein Kulturzentrum, sondern ein privates Zuhause – offen für alle.
Heinrich und Eleonore Jaschik, fest verwurzelt in der deutschen Minderheit Oberschlesiens, haben aus ihrem privaten Zuhause einen offenen Ort der Begegnung gemacht. Ohne Eintritt, ohne Einladung, ohne Erwartung. Wer kam, war willkommen: Nachbarn, Familien, Kinder, Senioren, Menschen aus ganz Polen – und aus der ganzen Welt.
Tausend Lichter statt einer Idee
Begonnen hat alles im Jahr 2002. Heinrich Jaschik wollte „einfach nur, dass es zu Weihnachten schön aussieht“. Ein Lichtschlauch, ein paar kleine Dekorationen – mehr nicht. Doch statt einer Lampe wurden es tausend. In den besten Jahren leuchteten rund 43.000 Lichter auf dem Grundstück.
Foto: ArchiwumDass daraus ein überregional bekanntes Phänomen werden würde, habe er sich nie vorstellen können, sagt Jaschik heute. Schon bald berichteten Medien, Fernsehteams kamen, Wettbewerbe wurden gewonnen. 18 Urkunden hängen bis heute im Flur des Hauses – und Heinrich zeigt sie jedem Gast mit dem gleichen Stolz wie am ersten Tag.
Inspiration holten sich die Jaschiks aus der Region, aber auch aus deutschen Fernsehsendungen, die Weihnachtsbeleuchtungen „im Westen“ zeigten. Für Eleonore Jaschik ist klar: „Früher haben viel mehr Menschen ihre Häuser geschmückt. Heute ist das seltener geworden.“
Eine Werkstatt, die nie schläft
Die Vorbereitung auf die Adventszeit begann nicht im Dezember – sondern im Sommer. Jede einzelne Lampe wurde überprüft, repariert und neu verkabelt. Dazu kamen Dutzende handgefertigte Holzdekorationen: Pyramiden, Krippen, Figuren – und sogar eine detailgetreue Miniatur der Kirche von Ottmuth.
Foto: ArchiwumHeinrich arbeitete von früh bis spät. „Nonstop“, wie er sagt. Seine Frau ergänzt trocken, man habe ihn manchmal regelrecht zum Mittagessen ins Haus holen müssen. Sein Lieblingsplatz war die verglaste Laube am Eingang – von dort aus konnte er alles überblicken. Dort schlug das Herz der Illumination.
Wenn die Polizei den Verkehr regelt
Der Moment, in dem ihm klar wurde, dass aus der privaten Idee etwas Größeres geworden war, kam überraschend: Besucher erzählten ihm, dass an der Kreuzung – heute ein Kreisverkehr – die Polizei den Verkehr regelte. So viele Autos standen an.
Anfangs blieben die Menschen scheu am Zaun stehen. Fotos nur von vorne. „Dabei war die ganze Magie im Inneren“, sagt Jaschik. Also öffneten sie das Tor, führten die Gäste herum, erzählten Geschichten, verteilten Süßigkeiten an Kinder. Lärm, Trubel, Kameras – all das war nie zu viel. Müdigkeit ja, aber die Freude war größer.
Die Welt zu Gast im Hinterhof
„Ich glaube, ganz Europa war hier“, lacht Eleonore. Heinrich zählt weiter auf: Madagaskar, Dubai, Jerusalem, die USA, Australien. Norwegisches Fernsehen berichtete, Besucher filmten die Lichter, um sie der Familie in Südafrika zu zeigen.
Foto: ArchiwumImmer wieder wurden sie gefragt, woher sie die Kraft nähmen. Heute sagen beide offen: Diese Kraft lässt nach. Heinrich ist 86, Eleonore 77 Jahre alt. Ein Sturz, eine gebrochene Hüfte, Gehhilfen – der Körper setzt Grenzen. Dieses Mal half Eleonore beim Heraustragen der Dekorationen. „Das ist das letzte Mal“, sagte sie bestimmt. Heinrich wirkt weniger entschlossen. Vielleicht ein paar Lichter weniger, vielleicht etwas Kleines – „damit es nicht ganz dunkel ist“.
Für die Menschen
Warum das alles? Heinrich antwortet ohne Zögern: „Für die Menschen.“ Für die leuchtenden Kinderaugen, für das Staunen derer, die zum ersten Mal kommen. Sie haben nie gezählt, wie viele Besucher es waren. Auch während der Pandemie blieb das Tor offen – mit Masken, ohne Gedränge, aber mit Herz.
Musik in der Garage und Gemeinschaft statt Einsamkeit
Vor zehn Jahren entstand eine weitere Tradition: Die Oder Blass Band spielte ein Konzert in der Garage – als Dankeschön. Seitdem gehörte Musik genauso dazu wie Licht. Das Konzert der Oder Blass Band findet in diesem Jahr am Samstag, dem 27. Dezember, gegen 16.30 Uhr in der Garage des Hauses statt – wie in den vergangenen Jahren offen für alle Besucher.
Foto: ArchiwumDie Weihnachtsillumination in ihrer bisherigen, beeindruckenden Form wird letztmalig am 6. Januar, am Fest der Heiligen Drei Könige, eingeschaltet. Danach wird das Licht in Krappitz endgültig erlöschen.
Begonnen hat alles im Jahr 2002. Heinrich Jaschik wollte „einfach nur, dass es zu Weihnachten schön aussieht“. Ein Lichtschlauch, ein paar kleine Dekorationen – mehr nicht. Doch statt einer Lampe wurden es tausend.











