Erstmals seit 2018 steigt die Zahl der überschuldeten Menschen in Deutschland wieder. Laut dem neuen Schuldneratlas der Wirtschaftsauskunftei Creditreform können aktuell 5,67 Millionen Menschen ihre finanziellen Verpflichtungen dauerhaft nicht erfüllen – 111.000 mehr als im Vorjahr. Parallel dazu meldet die Auskunftei Schufa einen Anstieg der Zahlungsausfälle um durchschnittlich 13 Prozent in den ersten drei Quartalen.
Die bundesweite Überschuldungsquote kletterte von 8,09 auf 8,16 Prozent. Besonders betroffen sind Bremen mit 12,11 Prozent und Sachsen-Anhalt mit 10,73 Prozent, während Bayern mit 6,05 Prozent die niedrigste Quote aufweist. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen stieg 2024 um 6,5 Prozent auf über 71.000 Fälle. Jeder zehnte Verbraucher musste Miete oder Ratenzahlungen aussetzen – der höchste Wert seit Beginn der Erhebung 2020.
Junge Menschen und Geringverdiener besonders betroffen
Die stärksten Zuwächse verzeichnen Menschen unter 30 und über 60 Jahren. Bei den 18- bis 25-Jährigen musste jeder Vierte in den vergangenen sechs Monaten Miete oder Raten aussetzen, 45 Prozent verzögerten Rechnungszahlungen. Von den Geringverdienern mit einem Haushaltseinkommen unter 2000 Euro stellten 14 Prozent Zahlungen ein. Nur 23 Prozent der Befragten sind überzeugt, ausreichende finanzielle Reserven zu haben.
Besonders problematisch zeigt sich die Nutzung von «Buy now, pay later»-Angeboten: Fast jeder zweite BNPL-Nutzer verpasste in den vergangenen sechs Monaten mindestens eine Zahlungsfrist. Jeder zweite konnte einmal nicht auf Mahnungen reagieren, bei elf Prozent passierte dies mehrfach. Zum Vergleich: Im Oktober vergangenen Jahres lagen die BNPL-Zahlungsversäumnisse noch bei 22 Prozent.
Krisenfolgen und neue Regulierung
Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, erklärt: «Nach Jahren multipler Krisen – Pandemie, Energiepreise, Inflation – sind Ersparnisse und Reserven vieler Verbraucher aufgezehrt.» Der Anstieg erfasse mittlerweile auch Menschen mit mittleren oder überdurchschnittlichen Einkommen: «Wir sehen mittlerweile viele, die eigentlich gut situiert sind, aber ihre finanzielle Belastbarkeit überschätzt haben.»
Schufa-Vorstandsvorsitzende Tanja Birkholz bezeichnete die Entwicklung als «beunruhigend» und forderte: «Die aktuellen Zahlen machen deutlich, dass auch neue Kreditformen wie BNPL verantwortungsvoll reguliert werden müssen.» Die Bundesregierung legte Anfang September einen Gesetzentwurf zur Umsetzung der EU-Verbraucherkreditrichtlinie vor, die erstmals auch Kleinkredite und BNPL-Angebote reguliert. Die Anwendung soll ab November kommenden Jahres erfolgen.
Hinweis: Dieser Artikel wurde mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.













